Was ist Psychotraumatologie?
Psychische Traumata sind Folgen plötzlicher
oder anhaltender bedrohlicher, extrem ängstigender, überwältigender
und auswegsloser Ereignisse. Sie hinterlassen unbehandelt oft
lebenslang Spuren in Form von zahlreichen psychischen und körperlichen
Symptomen mit unterschiedlich einschneidenden Beeinträchtigungen
von Lebensqualität und Lebensgestaltungsmöglichkeiten
und können der jeweiligen Biografie eine ganz andere Richtung
geben. Menschen leiden Jahre und Jahrzehnte nach traumatischen
Erlebnissen an den von Ärzten und Therapeuten aller Fachrichtungen
oft nicht erkannten oder nicht adäquat gedeuteten Posttraumatischen
Störungsbildern, die eigentlich „psychotraumatisch“ heissen
müssten, denn die Wunde, das Trauma, ist eben nicht vergangen,
ist nicht „post“. Zurück liegt das Ereignis,
das begrifflich oft mit seinem Abdruck aufseiten des Betroffenen,
nämlich dem Trauma, verwechselt wird.
Die Psychotraumatologie befasst sich mit
akuten und chronischen psychosomatischen Folgen traumatisierender
Ereignisse. Zu diesen
gehören Unfälle, psychische, physische, sexuelle, kriminelle,
terroristische Gewalt, traumatische Verluste, lebensbedrohliche
Krankheiten, Natur- und technische Katastrophen, Kriegserlebnisse,
Gefangenschaft, Entwurzelung und Flucht oder Vertreibung.
In ihrer Folge können Depressionen, Angst- und Panikstörungen,
Anpassungsstörungen, somatoforme Störungen, Persönlichkeitsveränderungen,
dissoziative Störungen, vermeidende Lebensmuster, Abhängigkeitskrankheiten
und posttraumatische Belastungsstörungen auftreten. Da die
posttraumatische Belastungsstörung geradezu das paradigmatische
Syndrom der Psychotraumatologie geworden ist, wird häufig
nur sie als Traumafolgestörung erwähnt, wobei ausser
Acht gelassen wird, dass seelische Folgen mannigfach sind; das
Gehirn, die Person, die Seele halten sich mit den unterschiedlichen
Ausdrucksformen ihrer Wunden nicht an Klassifikationsnummern
und an Bezeichnungen für Störungsbilder. Unbehandelt
besteht die Gefahr, dass solche Reaktionsformen zu anhaltenden
Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen, in der Arbeits-
und Leistungsfähigkeit und zu einem erheblichen Leidensdruck
führen. Erschwerend kommt hinzu, dass belastende traumatische
Erfahrungen an die kommenden Generationen weitergegeben werden
können und auf diese Weise ein circulus vitiosus der Gewalt
entstehen kann.
Fachberater/in Psychodynamisch Integrative Trauma-Therapie
Die Weiterbildung zum Fachberater/in ermöglicht ein grundsätzliches
Verständnis von Trauma, ihren Folgestörungen und deren
Umgang damit. Verschiedene Ansätze der Trauma-Therapie,
das psychodynamische Wissen, der ganzheitliche Ansatz von Körper,
Geist und Seele, die eigenen therapeutischen Erfahrungen ermöglichen
eine integrative Arbeitsweise.
Nach Abschluss der Weiterbildung können Fachberater/innen
Traumata und ihre Traumafolgestörungen erkennen und unter
weiterführender Supervision behandeln.
Fachberater/innen arbeiten in eigener Praxis, in therapeutischen
Einrichtungen, in Beratungsstellen und Institutionen, die mit
traumatisierten Menschen in Kontakt kommen.
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